Reviews sind in letzter Zeit ja eher rar auf We Love Pasta geworden, umso mehr freuen wir uns, euch nun unsere erste Kochbuchreview zu präsentieren! Der edel-Verlag hat uns gefragt, ob wir nicht das neue Buch „LECKER Soulfood“, erstellt von der Redaktion der gleichnamigen Kochzeitschrift, für euch rezensieren möchten. Klar haben wir ja gesagt und das Buch auf Herz und Nieren geprüft.
Vorab: unter Soulfood stellen wir uns etwas Anderes vor. Tina denkt sofort an warmen Schokoladenpudding und Michi freut sich über einen Teller dampfender Pasta mit Pesto. Kurzum: süße Sachen, warme Sachen, alles, was uns nach einem richtig miesen Tag am Abend ohne lange Kocherei endlich ein Lächeln auf die Lippen zaubert und uns wohlig aufseufzen lässt. Genau das findet man in diesem Buch allerdings nicht. „Figurfreundliche Abwechslung mit Yummy-Faktor“ lesen wir auf dem Buchumschlag und im Inneren des Buchs wird genau das umgesetzt: Low Carb, Vegetarisch, Power Drinks, gut, auch ein paar Suppen. Das große Motto von „LECKER Soulfood“ ist kalorienarmes Essen, das trotzdem schmecken soll. Soulfood-Faktor für uns beide? Null.
Dafür macht es umso mehr Spaß, durch das Buch zu blättern. Wir sind hin und weg von der Gestaltung, das Layout ist übersichtlich und ganz gut lesbar (bis auf manch eine verkünstelte Überschrift) und die Fotos machen Lust auf die Gerichte. Wenn man die jedoch näher ansieht, wundert man sich nun doch, wie man davon satt werden soll.
Was vor allem Tina nicht gefällt: es wird Kochbeutelreis verwendet (wer in Gottes Namen braucht so etwas?) und Instant-Gemüsebrühe läuft einem an allen Ecken und Enden über den Weg. Auch das braucht es wirklich nicht – und gerade, wer bewusst essen möchte, sollte doch auch solche Dinge mit einbeziehen. Soulfood bedeutet hier, dass vier Personen beim „Blitzcurry mit Kürbis“ die Sauce aus einer Dose Kokosmilch mit insgesamt 100 g Basmatireis auftunken dürfen. Oder, dass „Spaghetti Carbonara light“ einfach auf Sahne verzichtet. Ich verrate euch nun ein Geheimnis: in echter italienischer Carbonara hat Sahne so oder so nichts verloren! Ulrike hat für ihre Rezension außerdem herausgefunden, dass für das Low Carb-Gericht „Hack-Limetten-Pfanne mit Mungobohnensprossen“ einfach auf den Reis aus dem Originalrezept verzichtet wurde, ohne die restlichen Komponenten im Rezept zu erhöhen. „Soulfood“ bedeutet hier also „Lieber-nicht-satt-werden-damit-ich-auch-schön-schlank-bleibe“.
Ansonsten klingen die Rezepte alle ganz ansprechend und nett. Doch wie es der Zufall so will, ist Tina auf eine recht…unschöne Begebenheit gestoßen. Beschäftigt man sich nämlich eine halbe Stunde mit dem Rezeptregister und Google, so findet man heraus, dass nur 9 Rezepte aus dem Buch nicht auf der Website von LECKER zu finden sind. Bei 75 Rezepten macht das eine Neue-Rezepte-Quote von 12%. Auch die verwendeten Fotos aus dem Buch findet man fast alle bei den entsprechenden Rezepten auf lecker.de – und manchmal findet man auch Fotos aus dem Buch wieder, die gar nicht zu dem gleichen Rezept gehören. Beispiel 1: die Plinsen mit Beerenquark sind online nicht ganz so figurfreundlich, denn da kommt noch eine ordentliche Portion Vanilleeis mit dran. Beispiel 2: „Mango-Joghurt-Töpfchen mit Erdbeersalat“ aus dem Buch, das online mit dem identischen Foto als Mango-Vanillecreme-Töpfchen mit Erdbeersalat daherkommt und statt aus Joghurt hauptsächlich aus Sahne und Quark besteht. Der optische Unterschied zwischen Joghurt und Sahne-Quark-Mischung ist gering, das ist uns klar. Doch nicht einmal da wurde sich die Mühe gemacht, neue Fotos für dieses Buch zu produzieren.
Dennoch finden wir die Zusammenstellung der Rezepte ganz schön und haben für euch auch ein wenig nachgekocht. Das Rezept für Zucchini-Pecorino-Kuchen ist eigentlich für eine Kastenform gedacht, Tina hat aus Zeitmangel stattdessen kleine Muffins daraus gemacht – die waren bereits nach 30 Minuten fertiggebacken (statt mindestens eine Stunde Backzeit für den Kastenkuchen). Eine schöne Kruste hat sich dadurch zwar nicht gebildet, dennoch waren die Muffins wirklich lecker. Etwas zu viel Salz vielleicht und auch zu viel Olivenöl. Über Letzteres gibt’s jedoch erst ein abschließendes Urteil, wenn der Kuchen in einer Kastenform noch einmal gebacken wird. Seid euch sicher, spätestens für den nächsten Brunch ist es soweit!
Die Apfel-Minz-Limonade hat bereits beim ersten Schluck unglaublich erfrischend geschmeckt. Perfekt für heiße Sommertage! Nur gab es ein kleines Problem: das Püree aus grünem Apfel, Minzblättern und Limettenschale hat sich mit der Zeit (und glaubt uns, die Gläser waren schnell leer) am Glasboden abgesetzt und einen festen Smoothie ergeben. An und für sich nicht schlimm, doch pur ohne Wasser oder weiteren Apfelsaft war das Püree viel zu sauer. Schade, deshalb: ständig umrühren, shaken, nachmixen!
Von der Topfencreme mit Balsamico-Heidelbeeren haben wir uns die Balsamico-Heidelbeeren für den Joghurt zum Dessert stibitzt. Zunächst einmal ist die Zeitangabe “20 Minuten + Wartezeit” ziemlich fies, denn allein Auftauen, Abtropfen und Abkühlen haben insgesamt eine knappe Stunde gedauert. Die Heidelbeeren waren sehr lecker, wie gezuckerte, gedünstete Heidelbeeren nun einmal sind – nur vom Balsamico war nicht wirklich etwas zu schmecken.
Insofern kommen wir zu dem Schluss, dass einem hier für 16,95€ eine hübsch illustrierte Zweitverwertung bereits erschienener Rezepte der Zeitschrift LECKER geboten wird, die langjährige Abonnenten bereits alle in ihren Zeitschriftensammlern haben dürften und Internet-Foodies genauso gut gratis im Internet finden können. Soweit zu den äußeren Umständen. Inhaltlich haben uns die nachgekochten Rezepte allerdings durchaus überzeugt, außerdem ist die Zusammenstellung von figurbewussten Rezepten ganz gut gelungen. Und das Layout bietet was fürs Auge! Deshalb gibt’s
Der edel-Verlag hat uns dieses Rezensionsexemplar von “LECKER Soulfood” kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt.
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