Der ursprüngliche Plan war ein anderer: eine Ausgabe von „Drei am Dritten“ zu Standardkochbüchern, die in euren Bücherregalen nicht fehlen sollten. Nun teste ich schon seit mehreren Monaten Bücher und habe festgestellt, dass „Drei am Dritten“ nur Sinn macht, wenn es sich um drei ebenbürtige Dinge handelt, die ich euch gleichermaßen ans Herz legen kann – nur, dass eine Kurzrezension à la „DaD“ diesem Buch nicht gerecht werden würde. Deshalb habe ich mich entschlossen, mich lieber noch eine Weile durch das Buch zu kochen und euch deshalb heute eine große Rezension zu liefern.
„Das Kochbuch – 400 Rezepte für jeden Tag“ heißt der Wälzer. Einen treffenderen Namen gibt es wohl nicht. Es ist nicht irgendein Kochbuch, sondern das Kochbuch, das den aktuellen Zeitgeist meiner Ansicht nach so richtig trifft. Klare, großformatige Fotos und ein übersichtliches, aber durchgestyltes Layout mit Rezepten, die auf unnötigen Schnickschnack verzichten. Obwohl hier Klassiker wie Knödel und Cordon Bleu vertreten sind, gibt es auch viele andere Rezepte, die richtig was hermachen und sowohl im Alltag als auch zu besonderen Anlässen gut zu kochen sind. Nach ein paar How-To-Seiten zur Küchentechnik geht es auch schon los: 455 Seiten Rezepte und Fotos satt. Das Buch ist klar und vor allem sinnvoll gegliedert, sodass man schnell das passende Rezept wiederfinden oder entdecken kann.
Meine „To Cook“-Liste war nach dem Schmökern in einem Kochbuch selten so lang wie hier. Fertig bin ich noch lange nicht, einiges habe ich in den letzten Monaten aber doch schon nachkochen können. Zunächst habe ich mich natürlich zielsicher in der Kategorie „Nudeln“ verloren und die Gratinierten Muschelnudeln mit Käsefüllung nachgemacht – die großen Conchiglie im Vorratsschrank wollte ich schon lange mal verwenden. Ein wunderbares Gericht, das man auch noch nach einem langen Arbeitstag schnell kochen kann und das richtig gut schmeckt. Sehr begeistert waren ich und die Mitesser vom Pastasotto – hierfür werden Kritharaki wie Risotto rührend in Brühe gegart, dazu kommen noch getrocknete Tomaten und Pinienkerne. Zum Hineinlegen gut und echtes Soulfood. Die Zartweizenpfanne mit Rindfleisch und grünen Bohnen ist inzwischen ein absolutes Lieblingsgericht geworden. Ich wusste nie, was man mit Ebly aka Zartweizen überhaupt anstellen soll, jetzt weiß ich: die Weizenkörner schmecken toll, vor allem in der Kombination mit mediterranen Gewürzen und einer leichten Tomatensauce.
Für die Schupfnudeln mit Gemüse aus dem Wok habe ich aufgrund akuten Zeitmangels gute Schupfnudeln aus dem Kühlregal verwendet – die Kombination mit dem asiatischen Wokgemüse und einer Sauce aus Sojasauce und Currypulver war ungewohnt, aber lecker. Für unseren Geschmack war die Bratzeit für die Schupfnudeln allerdings etwas zu kurz. Von den gebackenen Blechkartoffeln ist kein Fitzelchen mehr übriggeblieben und irgendwie haben wir eher Kartoffeln mit Fleisch als umgekehrt gegessen – diese Kartoffeln haben dem eigentlichen Hauptgericht wirklich die Show gestohlen und haben sich im Ofen eigentlich von selbst gemacht. So sind sie für uns zum ständigen Begleiter der letzten Grillsaison geworden.
Das einzige Rezept, das mir beim Nachkochen nicht so gut gefallen hat, war der Muschelnudelsalat mit Hähnchen und Parmesan – hat für mich zu sehr nach Nudeln mit Balsamicodressing geschmeckt, die haben nämlich das Dressing sofort aufgesaugt. Vielleicht hätte ich die Nudeln auch, entgegen der Rezeptanweisung, abbrausen sollen, um genau das zu verhindern.
Insgesamt habe ich jedoch festgestellt, dass die Angaben im Buch ansonsten sehr präzise sind. Sowohl die restlichen Anweisungen als auch die Mengen haben gepasst, und sogar mit der angegebenen Kochdauer (die sonst eher untertreibt…) bin ich gut hingekommen. Sehr toll sehen auch die Step-by-Step-Anleitungen für Klassiker wie Filet Wellington oder Wolfsbarsch in der Salzkruste aus. Ihr seht schon, bevor ich weiter vor mich hin schwärme: für dieses Buch gibt’s eine absolute Kaufempfehlung, es ist einfach rundum gelungen!
Übrigens: bei Steph habe ich die Tage entdeckt, dass das Buch momentan für 15 Euro zu haben ist, bei Amazon ist es deshalb offenbar gerade ausverkauft. Wer es irgendwo beim Buchhändler seines Vertrauens ergattern kann, sollte für das Geld erst recht zuschlagen :)
Der Verlag Gräfe und Unzer hat mir ein Rezensionsexemplar des Buchs kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
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