Freie Sonntage muss man nutzen. Also, ich habe momentan nicht allzu viele davon, aber wenn ich einen habe, dann will ich meine Freizeit so schön nutzen, wie man sie nur nutzen kann. Etwa, indem man sich schon nach dem Frühstück mit dem Abendessen beschäftigt – nämlich mit diesem lang geschmorten Rinderragout.
Als Vorlage habe ich mich an einem Rezept von Donna Hay orientiert, das beim ersten Nachkochen vor einiger Zeit so nicht aufgehen wollte. Das Fleisch war erst nach einer Extrastunde im Ofen so weit, noch dazu hätte zumindest so ein bisschen Salz der Sauce schon während des Schmorens sehr gut getan. Ahja, und der Bratensatz wurde bitter.
Beim zweiten Mal machte ich deshalb einige Dinge anders. Im Original ist Rinderbrust vorgesehen, die hatte mein Metzger leider gerade nicht. Stattdessen habe ich ein großes Stück Rinderwade gekauft – hat genauso gut geschmeckt und ist in der angegebenen Zeit wunderbar weich geworden, wobei ich diesbezüglich ohnehin von Pauschalaussagen abraten möchte. Das Fleisch braucht eben so lange, wie es braucht. Mämlich bis es einem fast schon auf der Zunge zergeht. Um das zu schaffen, braucht ihr Zeit, und nicht etwa ein besonders teures Stück vom Rind. Erzählt eurem Metzger, was ihr vorhabt, und er wird euch was Passendes verkaufen (wenn er denn was taugt. Und hoffentlich dreht er euch keinen Tafelspitz an. Um den wär’s echt schade.).
Das Gute an der Sache ist, dass sich dieses Rinderragout nicht nur fantastisch nach Soulfood und Wärme und Tomaten und Fleisch schmeckt – natürlich tut es das, sonst würde ich es ja nicht bloggen – sondern sich eigentlich fast von selbst im Ofen macht. Ihr könnt in aller Ruhe währenddessen anderen sonntäglichen Aktivitäten Faulenzereien nachgehen und braucht keine ernsthafte Angst ums Anbrennen haben. Und bei der Menge sichert ihr euch (und vielleicht sogar ja noch ein paar lieben Kollegen?) mit einer Kochaktion auch noch das Mittagessen für den Montag. Ihr seht, es gibt nichts, aber auch gar nichts, was dagegen spricht, an diesem Sonntag genau dieses Ragout nachzukochen. Deshalb: Tut es!
für vier bis sechs Portionen
1 kg Rindfleisch am Stück, z.B. Brust oder Wade
6 EL Olivenöl
1 weiße Zwiebel
3 Knoblauchzehen
250 ml trockenen Rotwein
500 ml Rinderfond
400 g stückige oder Kirschtomaten aus der Dose
4 Lorbeerblätter
2 EL Tomatenmark
ca. 1/2 EL feines Salz
Pfeffer, ggf. etwas Zucker
Zwiebel schälen und in etwa 1 cm breite Ringe schneiden. Knoblauch schälen. Rindfleisch flach drücken und vierteln. Mit Mehl bestäuben und überschüssiges Mehl abklopfen. In einem Bräter mit Deckel oder einem ofenfesten Topf 2 EL Olivenöl erhitzen. Das Fleisch bei starker Hitze drei Minuten anbraten, danach wenden und die restlichen Seiten noch einmal insgesamt etwa drei Minuten anbraten. Das Fleisch aus dem Bräter nehmen und den Bratensatz mit einem großen Schluck Wasser ablöschen. Kurz aufkochen, dabei mit einem Holzkochlöffel den Satz vom Boden des Bräters abkratzen und umrühren. Bratensatz in eine Tasse schütten und beiseitestellen.
Backofen auf 180°C Ober-/Unterhitze vorheizen. Restliches Olivenöl in den Bräter geben und auf niedriger Hitze die Zwiebeln und den Knoblauch etwa sechs Minuten anschwitzen. Danach die Temperatur erhöhen und nach etwa einer weiteren Minute mit dem Rotwein ablöschen. Etwa drei Minuten stark köcheln lassen, bis die Hälfte des Rotweins verkocht ist. Dann den Bratensatz, Rinderfond, 250 ml Wasser, die Dosentomaten, Lorbeerblätter und Tomatenmark hinzugeben. Sollten die Dosentomaten sauer sein, noch ein wenig Zucker hinzugeben (ich habe bisher noch nie welchen gebraucht). Das Fleisch in die Flüssigkeit geben, das Salz dazugeben und gut umrühren. Den Deckel auf den Bräter legen und im Ofen zwei Stunden schmoren. Nach der Hälfte der Zeit das Fleisch wenden und, falls der Deckel nicht dicht schließt, noch etwas Wasser nachgießen.
Deckel vom Bräter abnehmen, das Fleisch erneut wenden. Die Sauce offen noch einmal eine halbe Stunde schmoren lassen, das Fleisch sollte knapp mit Flüssigkeit bedeckt sein. Danach das Fleisch herausnehmen und mit einer Gabel in Stücke reissen – wenn das noch nicht geht, nochmal eine halbe Stunde mit Deckel im Ofen schmoren. Sollte die Sauce zu dünn sein, diese ohne Fleischstücke weiter einreduzieren. Dazu passen kurze Nudeln, in denen sich die Sauce schön hineinsetzen kann, also etwa Casarecce oder Fusilli. eat it. love it.
Toni meint
Ich hab mal in eurem Rezepteindex gestöbert.. Erst dachte ich ihr habt GlühweinGnocci gemacht:) Und der Nudelsalat Hawaii und noch irgendwas ist leider falsch verlinkt. Wollt ich nurmal als Tipp geben:) Ich mag den Blog ja total!!! Vielleicht mach ich als nächstes die Gnocci mit gelber Tomatensauce… mmhh:)
Tina meint
Danke für die Hinweise Toni, ich guck da gleich mal drauf :)
Steffi meint
Wow, das sieht richtig lecker aus. Du bist eine Glückliche, wenn du so von deinem Metzger sprichst. Bei uns gibt es weit und breit keinen, außer dem im Supermarkt, wo jedoch die Fleischqualität echt von der übelsten Sorte ist. Für mich ist dein Rezept definitiv eins zum Nachkochen. Freu mich drauf. LG, Steffi
Nensy meint
Sieht auf den Bilder echt apetitlich aus. Nachdem ich das Artikel gelesen habe, wollte ich es gleich ausprobieren. Hat alles wunderbar geklappt. Sehr leicht zu kochen und ist schmeeeeckt ;)
Danke
AausB meint
Hallo,
habe es heute nachgekocht und es ist ein Traum. Das Fleisch ist wirklich butterzart.
Allerding habe ich eine Frage zum Bratensatz: Ich habe ihn in der Tasse neben dem Herd stehen gehabt und dort vergessen:) Da die Sauce aber auch so traumhaft war habe ich ihn weggelassen. Ich hatte den Satz dann doch noch probiert und fand ihn sehr bitter. Was hast du damit gemacht?
Grüße
Tina meint
Ups, das ist tatsächlich ein Fehler, danke – der Bratensatz hätte später wieder zur Sauce gehört. Freut mich, dass es auch so geschmeckt hat! :) Wenn der Satz zu bitter war, war er womöglich bereits leicht angebrannt, ist mir auch schon einmal passiert. Beim nächsten Mal einfach etwas weniger scharf das Fleisch kürzer anbraten, bevor du es wendest bzw. herausholst.