Es gibt Urlaube, die vergisst man nie. Und Gerichte, die man im Urlaub isst, die sich sofort von der Zunge direkt ins Hirn (vielleicht noch mit einem Umweg, der einen freudig “Boah ist das gut!” sagen lässt) schieben und die man nicht mehr vergisst. Bei manchen mag das Sterneküche sein, bei mir waren das bisher meistens echt simple, aber unfassbar gut gemachte Gerichte. So wie dieses hier.
Vor fünf Jahren war ich in Berlin. Meine Begleitung und ich waren ausgehungert, es war Juli und heiß, wir wollten Nudeln, wir hatten keinen Ahnung, wohin wir gehen sollen. (Es war noch eine smartphonefreie Zeit, heute unvorstellbar!) Also liefen wir hungrig und planlos durch Berlin-Mitte. Am Friedrichstadtpalast entdeckten wir einen kleinen Laden, Giotto, der uns mit einer einfachen, guten Karte und schickem schwarz-weißen Design überzeugte. Außer uns war der Laden fast leer. Eigentlich ein schlechtes Indiz, aber wir hatten Hunger. Der Service war außerordentlich gut, wir bekamen als Vorspeise sensationelle Crostini, von denen ich heute noch träume, und als Hauptgang stellte uns der Koch Tris di Pasta, also dreierlei Nudelgerichte, zusammen.
Eines der Gerichte auf meinem Teller war eine wunderbar frische Tomatensauce, simpel und aromatisch. Dazu ein wenig Basilikum und Mozzarella, fertig. Das Tolle daran war aber, dass der Käse nicht kleingeschnitten oder gar geschmolzen war – eine halbe Kugel thronte kalt auf den heißen Nudeln und schmolz durch deren Wärme von außen leicht an. Dadurch ist das Gericht wunderbar frisch, trotzdem hat man immer wieder Stücke von geschmolzenem Käse auf der Gabel.
Jedes Mal, wenn ich seitdem in Berlin war, habe ich zumindest einen kurzen Blick riskiert, ob es das Giotto noch gibt – und es existiert noch. Gegessen habe ich darin seitdem nicht mehr (gibt ja noch einige Berlin-Tipps, die ich abzuarbeiten habe), aber vergessen hab ich die Nudeln seit fünf Jahren nicht. Diese Variante ist für mich seitdem die Lieblingsmöglichkeit, wenn es um Nudeln mit Tomaten und Mozzarella geht.
für zwei Portionen
200 g Nudeln
500 g frische Fleischtomaten
1 kleine Zwiebel
2 Knoblauchzehen
3 EL Olivenöl
1 Kugel Büffelmozzarella
Basilikum
Meersalz, schwarzer Pfeffer
Tomaten waschen und mit einem scharfen Messer die Haut kreuzförmig einritzen. Mit heißem Wasser übergießen und darin etwa eine Minute schwimmen lassen, danach abseihen und eiskalt abschrecken. Die Haut abziehen, Fleischtomaten halbieren, den Saft und die Kerne in eine Schüssel geben und das Fruchtfleisch grob würfeln.
Zwiebel fein hacken, Knoblauchzehen schälen und halbieren. In einer beschichteten Pfanne 2 EL Olivenöl erhitzen, Zwiebeln darin auf niedriger Temperatur etwa zehn Minuten glasig dünsten, nach sieben Minuten die Knoblauchzehen hinzugeben. Danach die Tomatenwürfel dazugeben. Den Tomatensaft durch ein feines Sieb geben und so die Kerne abseihen, danach den Saft zur Sauce geben und diese 30-50 Minuten auf mittlerer Hitze köcheln lassen. Dabei immer wieder mit einem Holzkochlöffel die Tomatenstücke zerdrücken.
Die Sauce mit Meersalz, Pfeffer und gegebenenfalls einer Prise Zucker abschmecken. Büffelmozzarella abtropfen lassen und halbieren. Nudeln sehr bissfest kochen, zwei Schöpfkellen Nudelwasser zur Tomatensauce geben und die Nudeln darin fertig garen. Basilikumblätter in grobe Stücke zupfen und kurz vor dem Servieren unter die Nudeln geben. Auf Tellern anrichten und den kalten Mozzarella obenauf geben. eat it. love it.
PS: Das Zeit Magazin hat online in der Rubrik “Sonntagsessen” über uns berichtet! An dieser Stelle also ein “Salut!” an alle neuen Leser, wir freuen uns sehr über euch!
PPS: Die Fotosituation ist bei mir gerade etwas kritisch. Warum genau, darüber informiere ich euch demnächst (Leser meiner Kolumne werden es sich denken können), es sei euch nur so viel verraten: Ich improvisiere viel und ich habe im Moment weder meine hübschen Tellerchen noch meine Dekoutensilien dort, wo ich koche. Aber immerhin, ich koche, und darum geht’s ja…
Toettchen meint
Genau auf das bin ich nicht gekommen und habe so große Lust darauf. Und schon verschwinde ich in der Küche.