Ist es ein Kochblog oder doch schon ein Reiseblog? Uuuups, der letzte Blogpost ist schon ziemlich lange her und ging über meine letzte Reise – die aber nur ein kurzer Städtetrip nach London war. Erholung? Hat man da wenig. Ganz anders aber diesmal: In den letzten Wochen war ich, wie ihr vielleicht auf Instagram mitbekommen habt, auf Sizilien.
Mit einem kleinen schwarzen Mietauto ging es einmal rundum die ganze Insel, zweieinhalb Wochen lang. Jede Menge Zeit und vor allem: jede Menge Mahlzeiten, die die Reisebegleitung und ich an vielen, vielen Tischen in Sizilien bekommen haben. Wir waren in Touri-Restaurants am Strand, haben uns in Catania Minipizzen auf die Hand gekauft, waren zu Gast auf einer Zitronenfarm und wurden Stammgäste bei einem schwäbelnden Italiener mit Holzofenpizza.
1. Ohne Fett geht nix…
Die sizilianische Küche ist deftig, das wussten wir schon im Voraus, doch welche Massen an Fett dort verkocht und verarbeitet werden, konnten wir uns nicht vorstellen. An meinem ersten Abend lagen knappe zwei Kugeln Mozzarella auf meiner Bresaola-Pizza, darauf standen etliche Pfützen aus Olivenöl.
Frittiertes Essen gehört als Vorspeise fast immer dazu – und in den meisten Fällen haben die Einheimischen um uns herum etwas nicht allzu Sizilianisches vorab bestellt: Pommes frites.
2. …ohne Auberginen geht aber noch viel weniger!
Am liebsten hätte ich meinen Koffer vollgepackt mit großen und kleinen, ovalen und runden, dunkellilanen und hellgestreiften Auberginen vom Markt. Auberginen sind Grundnahrungsmittel auf Sizilien, und selten habe ich so gute und perfekt weich geschmorte Exemplare auf dem Teller liegen gehabt wie dort. Die Aubergine darf in Caponata nicht fehlen, und natürlich nicht in Pasta alla norma – wenn es so etwas wie ein “Nationalgericht” Siziliens geben sollte (dazu gleich mehr), dann dieses Nudelgericht.
Eine eigentlich simple Angelegenheit, Tomatensauce mit Auberginen und geriebenem Ricotta Salata drüber. Wenn aber die Sauce fruchtig und gleichzeitig hellcremig ist und sich an frische Pasta schmiegt und die Auberginen butterzart fast schon auf der Zunge zergehen und darüber noch frische Kräuter aus dem Garten kommen – dann ist man endgültig im Pastahimmel angekommen. Kein Wunder, dass die Hälfte meiner Abendessen aus Pasta alla norma bestanden. Besonders gut: Auf der Zitronenfarm “Il Pozzo Antico” und im “Buatta” in Palermo.
3. Die eine sizilianische Küche? Gibt’s nicht.
Wie groß Sizilien tatsächlich ist, stand zwar schon im Reiseführer (fast ein Zehntel von Italien, größte Insel des Mittelmeers), aber erst dort haben wir das so richtig verstanden. Mit dem Mietwagen ging es recht fix, 1400 Kilometer Strecke während des Urlaubs zurückzulegen. Für die Küche dort bedeutet das aber – selbst innerhalb von Sizilien gibt’s Unterschiede! Die genannte Pasta alla norma bekommt man eigentlich überall (obwohl sie aus Catania stammt), das war’s dann aber schon.
Vor allem der Nordwesten um Trapani geht’s sehr fischlastig zu. Fischlastiger als Sizilien ohnehin schon, war für mich dort also etwas schwierig, aber machbar, denn von dort stammt auch das Tomaten-Mandel-Pesto namens Trapanese. Ansonsten waren lange Zeit Araber auf Sizilien, vor allem um San Vito Lo Capo (im Norden zwischen Palermo und Trapani) ist Couscous deshalb auch sehr verbreitet und beliebt, später haben wir davon auf der Karte nicht mehr so viel gesehen.
Die Gegend um Avola ist für ihre Mandeln bekannt, in Bronte am Ätna wachsen Pistazien noch und nöcher – und so landen die beiden Nusssorten auch einmal als Pesto an der Pasta oder sogar mit Sahne als Grundlage auf der Pizza. Wer’s ausprobieren will: ab in die Pizzeria “Fuori Binario” in Avola, und grüßt den schwäbelnden Kellner von uns.
4. Süß heißt: süßsüßsüß.
Egal ob Cannoli mit Cremefüllung, ob Ricotta-Käsekuchen, oder ob Mandelgebäck und Pralinen: Naschkatzen kommen auf Sizilien nicht zu kurz, können sich aber auf einen ordentlichen Zuckerschub gefasst machen. Mein Fall ist das eigentlich nicht, wenn man aber bei richtigen Zuckerbäckerkönnern gelandet ist, dann wird auch das plötzlich Nebensache.
Die süßesten Hotspots unserer Reise: Maria Grammatico in Erice, das Caffe Sicilia in Noto, Eis beim Caffe Bruna in Avola.
5. Restaurant okay, Mamma ole!
Wer irgendwie die Möglichkeit und Zeit hat, sollte sich von Restaurants und der Nacht im Hotel zumindest zwischendurch verabschieden – und auf einen Agriturismo ziehen, also auf den Bauernhof. Hier wird oft noch selbst Gemüse und Obst angebaut, das es dann im hauseigenen Restaurant oder zumindest zum Frühstück gibt. Wir waren zu Gast auf einer Farm in Mascali, am Fuß des Ätna – “Il Pozzo Antico”. Der Weg zum Hof führt über eine Schotterpiste, mitten durch Zitronenbäume durch, am Ende steht ein gigantisches Gewächshaus voller Tomaten und im Restaurant kochte für uns die Mamma. Egal welches Nudelgericht, egal welche Pizza, alles war endlich so, wie wir es uns erträumt hatten. Wir blieben an vier von vier Abenden zum Essen dort und ließen es uns gutgehen. Dass die Mamma kein Englisch und wir kaum Italienisch konnten, war egal – Essen verbindet eben.
Grundsätzliche Tipps noch: Wir sind Ende September gestartet und waren bis Mitte Oktober auf Sizilien unterwegs, eine angenehme Reisezeit – wir hatten zeitweise 30 Grad, aber auch Tage mit 24, an denen man bequem umherfahren und besichtigen konnte. Ein Mietwagen erleichtert, wie überall, vieles, am besten von zu Hause aus buchen. In Bed & Breakfasts kommt man eigentlich überall günstig und gut unter, wir haben meist vor Ort nach einer kurzen Internetrecherche ein bis zwei Nächte im Voraus gebucht. Unsere Route: Palermo – San Vito Lo Capo – Trapani – Agrigent – Avola – Noto – Catania – Ätnaregion – Cefalu – Palermo.
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